Mit dem Aufkommen der vernetzten Produktion, von digitalen Geschäftsmodellen sowie zunehmend individualisierten Kundenanforderungen stehen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vor neuen Herausforderungen. Digitale Technologien bieten zwar Lösungspotenziale, jedoch bedarf es zugleich einer unternehmenskulturellen Transformation. Die Gründe hierfür erscheinen vielfältig: Betriebliche Arbeitsabläufe sind typischerweise auf die Reproduktion eingespielter Organisationsmuster und Gewohnheiten ausgerichtet, wohingegen die Einführung digitaler Lösungen etablierte Prozesse und Strukturen verändert. Um diesen digitalen Wandel hin zu einer Arbeit 4.0 aktiv zu gestalten bedarf es – so die zentrale These – neben finanziellen Investitionen und technischen Lösungen auch einer Transformation der Unternehmenskultur.
Das Projekt untersucht wie Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes den digitalen Wandel aktiv gestalten können. Für die Beantwortung dieser Frage bewegt sich das Projekt auf zwei Untersuchungsebenen: Auf der strategischen Planungsebene gilt es, den Unternehmen Digitalisierungsmöglichkeiten in ihrem Betrieb aufzuzeigen und daraus eine individuelle Strategie für sie abzuleiten. Im Kern geht es um Aspekte der Unternehmenskultur und zum Beispiel um Fragen, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in digitalisierten Prozessen eingebunden werden können, aber auch wie Veränderungen organisatorischer Abläufe, Hierarchiestrukturen oder Unternehmensleitbilder den digitalen Wandel unterstützen können. Auf der operativen Umsetzungsebene stehen konkrete betriebliche Anwendungsfälle im Vordergrund, anhand derer die Lernfortschritte der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit neuen digitalen Lösungen erhoben werden.
Das Projekt untersucht die Möglichkeiten und Grenzen einer aktiven Gestaltung des digitalen Wandels hin zur Arbeit 4.0 an. Hierfür stehen konkrete betriebliche Anwendungsfälle in den Branchen Maschinenbau, Kunststoffverarbeitung und Medizintechnik im Zentrum der Projektarbeit. Um die organisationalen und kulturellen Bedingungen einer digitalen Transformation von Unternehmensprozesse zu verstehen, verknüpft das Projekt wissenschaftliche Expertisen und Methoden-Know-how aus den Sozialwissenschaften und der Wirtschaftsinformatik.
Das interdisziplinäre Projektkonsortium umfasst sechs Partner: Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI koordiniert den Projektverbund und ist federführend bei der systematischen Erhebung der organisationalen und kulturellen Rahmenbedingungen von Digitalisierungsprojekten. Die Arbeiten des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) an der Ruhr-Universität Bochum zielen darauf ab, Anwendungsmöglichkeiten für digitale Technologien in KMU zu identifizieren sowie die dafür notwendigen sozio-technischen Anforderungen zu klären. Das Institut für Smart Systems und Services (IoS³) der Hochschule Pforzheim entwickelt zusammen mit den KMU Digitalisierungsstrategien auf der Basis konkreter Anwendungsfälle, um hieraus notwendige Schritte zur Umsetzung abzuleiten und in eine Roadmap zu überführen.
Das bis 2021 laufende Projekt liefert damit einen Beitrag zur Erforschung der digitalen Arbeitswelt von morgen und widmet sich der Frage, wie durch angepasste Unternehmenskulturen ein barrierefreies Zusammenwirken von Mensch und Technik erfolgen und die Digitalisierung im Sinne der Beschäftigten genutzt werden kann. Darüber hinaus werden soziale Innovationen im Kontext neuer Arbeitsprozesse näher betrachtet und erforscht, wie sich sowohl inner- als auch überbetrieblich technische und soziale Neuerungen durch einen partizipativen und auf Vertrauen basierenden Gestaltungsprozess unter Beteiligung von Beschäftigten, Kunden und Stakeholdern erreichen lässt. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts umfasst die Kompetenzentwicklung im Arbeitsprozess und schließt organisatorische wie personelle Bedarfe mit ein.